Das Interview mit dem Gladbecker Geiselnehmer Hans-Jürgen Rösner ist Teil eines Schwerpunktes, den das RedaktionsNetzwerk Deutschland anlässlich des 30. Jahrestags des Geiseldramas in diesen Tagen online und in den Partnerzeitungen veröffentlicht. Noch heute sind die überlebenden Opfer sowie die Angehörigen der beiden getöteten Geiseln traumatisiert und noch heute stellen sich die Fragen nach den Lehren: für Medien, Polizei, Behörden.
Zu einer umfassenden Betrachtung der Geschehnisse gehören Gespräche mit den Beteiligten, auch wenn sie unangenehm sind. Unser Vorsatz war, ein möglichst umfassendes Bild von den Tagen der Geiselnahme zu erarbeiten. Wir haben mit Betroffenen und Zeitzeugen gesprochen, mit dem Richter und den Leitern der Polizei, mit beteiligten Politikern, Journalisten, Augenzeugen.
Wir haben uns diesem Ansatz entsprechend auch entschlossen, den Täter Hans-Jürgen Rösner in Fragen mit den Folgen seiner Tat zu konfrontieren. Das Interview haben wir schriftlich mit dem heute 61-Jährigen geführt. Während Dieter Degowskis lebenslange Haft 2017 zur Bewährung ausgesetzt und er im Februar 2018 mit neuer Identität aus dem Gefängnis entlassen wurde, verbüßt Rösner weiterhin in der JVA Aachen seine Strafe.
Das RND hat Rösner einen Katalog mit Fragen zukommen lassen, die sowohl seine Verantwortung für die Tat und die Sicht auf die Geschehnisse vor 30 Jahren betrafen als auch sein aktuelles Leben im Gefängnis und seine Perspektiven für die Zukunft. Die Antworten sind teilweise gekürzt, aber inhaltlich unverändert wiedergegeben.
Das Interview mit der Geisel Ines Voitle haben wir persönlich geführt. Voitle spricht heute nur noch ungern über die Geschehnisse vor 30 Jahren. Dass sie sich dennoch darauf eingelassen hat, trägt viel zur Vollständigkeit dieser journalistischen Dokumentation bei.
Ines Voitle sagt in dem Interview, dass sie glaubt, die Polizei habe Silke Bischoff erschossen. Über diese Frage wurde nach der Tat lange gestritten. Mehrere Gutachter gehen heute davon aus, dass Bischoff mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch eine Kugel aus der Waffe Rösners starb. Voitles Aussage bleibt aber als persönliche Wahrnehmung der wichtigsten Augenzeugin des Zugriffs ein relevantes Puzzleteil bei der Aufarbeitung dieses Verbrechens.