Obwohl die beiden Journalisten nicht zurückkommen, befiehlt Rösner, die Raststätte Grundbergsee zu verlassen – dann eben ohne „Austauschgeiseln“. Im Bus herrscht gespenstische Stille.
Marion Löblich ist immer noch völlig außer sich. Sie fragt Degowski: „Warum hast du den Jungen erschossen?“ Seine Antwort: „Das habe ich für dich getan.“ Degowski wendet sich an Rösner: „Willst du nicht auch das ,Blag“ umlegen?“ Gemeint ist Emanueles Schwester Tatjana. Rösner erwidert: „Ich kann ein Kind nicht erschießen.“
Der Bus wendet an der Ausfahrt Stuckenborstel. Neues Ziel: Holland. Rösner schießt während der nächtlichen Fahrt auf alles, was ihm verdächtig vorkommt. Auf ein Taxi, einen Motorradfahrer, auf einen roten Mazda, der im Scheinwerferlicht auftaucht. Zwei Seitenscheiben des Busses sind zertrümmert. Überall vermutet Rösner Polizei und SEK-Beamte.
Ein Tross aus Journalisten und Beamten jagt hinter dem Bus her. Die Tricks der Journalisten werden immer dreister. Ein Fotoreporter rast sogar in einem Rettungswagen mit Martinshorn und Blaulicht an SEK, MEK und Polizei vorbei.
Auf Weisung von Degowski soll die Polizei direkt hinter der holländischen Grenze einen neuen Fluchtwagen bereithalten. Degowski ergänzt seine Forderung mit den Worten: „Ab jetzt habe ich das Kommando übernommen.“
Während der Fahrt starrt Marion Löblich wie im Wachkoma vor sich hin, berauscht von zwei weiteren Vesparax-Pillen. Dann schläft sie ein. Auch Ines Voitle schläft.
Kurz vor Sonnenaufgang überqueren sie die Grenze zu den Niederlanden. Der Bus bleibt auf einem Grünstreifen am Waldrand an einer Landstraße stehen.
Der Busfahrer lässt sich von der holländischen Polizei ein Funkgerät geben. Endlich klappt die Kommunikation besser. Rösner und Degowski nehmen Verhandlungen mit der niederländischen Polizei auf. Sie bekommen den von ihnen verlangten 7er BMW mit holländischem Kennzeichen. Was sie nicht wissen: Auch dieser Wagen stammt von der deutschen Polizei. Der BMW ist verwanzt und mit einer Abschaltautomatik für den Motor ausgerüstet, die sich per Fernbedienung bedienen lässt. Die Gegenleistung: Alle Geiseln kommen frei – bis auf eine. Nur Silke Bischoff muss bleiben. Für sie soll das Martyrium noch nicht zu Ende sein. Das Mädchen hat sich Degowski von Anfang an auserkoren. Zu Rösner sagt Degowski: „Mit der Silke habe ich noch was vor.“ Ines Voitle will ihre Freundin nicht alleine lassen und kommt freiwillig mit.
Eilig werden das Geld und Proviant aus dem Bus in den Fluchtwagen umgeladen. Tüte für Tüte. Dann ereignet sich wieder einer dieser Zufälle. Als Rösner eine besonders schwere, mit Getränkeflaschen gefüllte Plastiktüte entgegennimmt, in der rechten Hand die gespannte und entsicherte Colt-Pistole, löst sich ein Schuss. Die Kugel trifft Löblich in den Oberschenkel, ohne den Knochen zu verletzen. Sie tritt wieder aus und verletzt den Busfahrer an der Hand. Als Degowski den Schuss hört, feuert er sofort in ein benachbartes Waldstück neben der Straße, in der sich niederländische Polizisten versteckt haben, um zu prüfen, ob ein Zugriff möglich ist. Ein wilder Schusswechsel ist die Folge. Die verbliebenen Geiseln werfen sich panisch auf den Boden, darunter auch Ines Voitle, die glaubt, jetzt gehe es zu Ende. Rösner schreit immer wieder, der Schuss sei nur ein Versehen gewesen. Schließlich zieht sich die Spezialeinheit zurück. Wie durch ein Wunder wird niemand weiteres verletzt.
Löblich bindet sich den Oberschenkel mit einem Gürtel ab. Rösner kümmert sich mit Verbandszeug um den Busfahrer. Mehrfach rät er seiner Geliebten, sich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen. Doch Löblich lehnt ab. Einerseits fürchtet sie, Degowski könne auch im Krankenhaus durchdrehen – mit unabsehbaren Folgen und vielen Toten. Andererseits hat sie die Hoffnung immer noch nicht begraben, mit Rösner und dem Geld durchzukommen und ein neues Leben zu beginnen.
Die Irrfahrt geht zurück in Richtung Deutschland. Gegen sieben Uhr ist die Grenze erreicht. Rösner fährt. Von Gronau über Münster erreichen sie am späten Vormittag Wuppertal. Immer wieder warnt Rösner seine Geliebte vor einer Wundinfektion. Vor einer Apotheke stoppt der BMW. Mit der Pistole in der Hand erpressen die Gangster Aufputschmittel und Medikamente zum Behandeln der Wunde. Der Apotheker kann sich bis heute genau an die Situation erinnern. Er habe Rösner davon abraten wollen, Schmerzmittel und Wachmacher mitzunehmen: „Die waren so vollgepumpt mit Adrenalin. Die hätten noch tagelang weiterfahren können.“
An einer Bäckerei decken sich die Gangster mit Brötchen ein. In einem gegenüberliegenden Fotogeschäft besorgt Rösner ein Fernglas, um mögliche Verfolger früher ausspähen zu können.
Plötzlich will Rösner nach Köln – er hat noch nie den Kölner Dom gesehen.