Rösner greift zu seinem Colt, der auf seinem Schoß liegt, und richtet ihn durch das Fenster auf die schwarze Wand von Menschen vor seiner Windschutzscheibe. Doch die Menge macht keine Anstalten, sich auch nur einen Meter zurückzubewegen. Rösner steigt aus dem Wagen. „Weg da, aber schnell!“, brüllt er, die Waffe mit beiden Händen im Anschlag.
Erst jetzt beginnen die Gaffer zurückzuweichen. Für einen Augenblick scheint sich die Situation wieder zu entspannen. Doch dann sieht Rösner, dass er in einer Falle sitzt: Jemand hat im Schutz der Menschenmenge die Poller der Fußgängerzone hochgezogen. Der Fluchtweg für die Geiselgangster ist versperrt.
Sorg dafür, dass die Poller runterkommen“, herrscht Rösner Udo Röbel an. „Sorg dafür, dass wir hier raus können! Sonst kann ich für nichts mehr garantieren!“
„Das war der Moment, in dem ich zum Mitbeteiligten an diesem Drama wurde“, sagt Udo Röbel heute im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. „Plötzlich war ich für Rösner der Mann, der ihnen wieder hier raushelfen sollte. Plötzlich hatte ich selbst Verantwortung für die Situation – auch für das Leben der Geiseln.“
Röbel kommt der Aufforderung nach. Wild gestikulierend ruft auch er, dass die Poller sofort hinunter müssten, und hält seine Kollegen und die Schaulustigen auf Abstand. Selbst die Polizei weiß bis heute nicht, wer die Poller heruntergelassen hat. Röbel tritt ans Auto, er ist „vollgepumpt mit Adrenalin“. Als Rösner ihn dann fragt, ob er ihnen den Weg zur nächsten Autobahnauffahrt zeigen könne, zögert er keine Sekunde: Röbel öffnet die rückwärtige Tür des silbergrauen BMW und steigt zu den Gangstern und ihren Geiseln ins Auto.